4. Softwaretest: HTML-Erzeugungsprogramm KidHTML (von Andreas Koch) �Test - KidHTML von Marcio Esper KidHTML ist ein Programm, das Leuten ohne HTML-Kenntnisse erlauben soll, ihre eigenen Internet-Seiten zu entwerfen. Dabei folgt es in der Benutzung einem ganz eigenen Weg. Statt Wysiwyg zu bieten, oder ähnlich einem Text- editor mit erweiterten Funktionen zu arbeiten, wird hier der Quelltext der späteren Seite Zeile für Zeile im Hintergrund generiert, während man auf der eigenen Oberfläche von KidHTML arbeitet. 1. Der erste Eindruck Nachdem man sich in einem eigenen Voreinsteller dafür entschieden hat, ob man das KidHTML-Fenster auf der Workbench oder einem eigenen Screen öffnen will, sieht man sich nach dem Start zunächst einmal mit einer sehr eigenen Oberfläche konfrontiert. Neben vielen Knöpfen, mit zunächst eher verwirrenden Bezeichnungen wie "SEMenu", "PView" oder "BI" und "BE", gibt es noch eine Reihe von Eingabefelder, die bereits mit Benutzungshinweisen vorausgefüllt sind. Screenshot: Wer mit dem Programm nicht vertraut ist, den wird zunächst nur ein beherzter Blick in die Anleitung retten - die leider selbst schlecht strukturiert ist und sich teilweise recht kompliziert ausdrückt (was wohl nicht zuletzt mit den schlechten Englischkenntnissen des Autors zu tun hat). Hier wird man auch über das Prinzip aufgeklärt, das hinter KidHTML steckt: Will man eine neue Seite erschaffen, wird eine Datei auf der Ram-Disk geöffnet. Mit jedem Knopf, den man auf der Oberfläche drückt, und mit jeder Eingabezeile, die man mit Return bestätigt, wird der entsprechende HTML-Code Zeile für Zeile in das neue Dokument eingefügt. Dies hat den offensichtlichen Nachteil, dass man bei einer falschen Eingabe keine Verbesserugn oder Veränderung mehr vornehmen kann. Ausserdem wird ein Dokument mit dem Beenden des Programms abgeschlossen, es kann später nicht wieder geöffnet und weiter bearbeitet werden. Will man also eine Seite entwerfen, muss man schon sehr genau wissen, wie diese im Endeffekt aussehen soll. 2. Die Bedienung Auch die Bedienung des Programms fällt übertrieben umständlich aus. Das hinzufügen von Text erfolgt standardmäßig über die einzeiligen Eingabefelder; je nachdem, welches man wählt, in großer, mittlerer oder kleiner Schrift, optional auch zentriert als Überschrift. Will man mehr schreiben, lässt sich alternativ ein externer Editor verwenden. Auch Bilder lassen sich nur mit Hilfe eines Eingabefeldes hinzufügen, wobei keine genaueren Angaben über Größe und Positionierung gemacht werden können. Textstile werden in einer eigenen "Advanved"-Box aufgeführt, wobei es jeweils zwei Knöpfe gibt; einen zum Ein-, und einen zum Ausschalten. In diesem Menü ist auch die Listen-Funktion untergebracht. Hier wählt man zunächst die Art der gewünschten Liste und trägt dann nacheinander jedes Element in das Listenfeld ein. Screenshot: Auf diese Weise - Eingabe und Bestätigung - belaufen sich grosse Teile des Programms. Eine individuellere und intuitivere Lösung wäre allerdings oftmals wünschenswert, zumal Leute ohne HTML-Kenntnisse wohl kaum etwas mit Knöpfen wie "UI" oder "PI" anfangen können. Die eingebaute "Künstliche Intelligenz", wie sie vom Autor genannt wird, kann dem Benutzer bisher leider auch noch nicht viel weiter helfen. Immerhin sorgt sie dafür, dass manche Knöpfe nicht unnötigerweise mehrfach selektiert werden können, ansonsten werden bei Problemen leider nur "helfende" Requester geöffnet, die schließlich auf die Anleitung verweisen. 3. Der Funktionsumfang Wie bereits angeklungen, ist man beim kreiren seiner Seite recht stark eingeschränkt. So kann man Größe und Ausrichtung von Text und Bildern nicht frei wählen, was ein interessantes Layout einer Seite schon einmal stark erschwert. Ausserdem beschränkt sich KidHTML weitestgehend auf Standardfunktionen von HTML, ausgefallenere Dinge wie Frames oder Tabellen sind, wenn überhaupt, nur mit großen Mühen zu erstellen. Interessant hingegen ist es, gespeicherte Texte, HTML-Code oder Java-Scripts, direkt in ein Dokument einzufügen. Auf diese Weise ist es theoretisch möglich, innerhalb weniger Mausklicks eine Seite zu entwerfen, die mit einigen Extras ausgestattet ist und viele Informationen bietet. Oder man bedient sich vorgefertigter Codes anderer, wie man sie beispielsweise im Internet finden kann. Screenshot: Eine weitere nette Funktion ist die mögliche Einbindung vorgegebener Suchmaschinen, die auf Knopdruck in die eigene Seite eingebaut werden. So kann man beispielsweise mit zwei Mausklicks ein kleines Aminet-Such-Tool auf seine Seite zaubern, welches zwar recht einfach gestaltet ist, aber doch eindrucksvoll wirkt. Schließlich sind noch die Farbwahlfelder zu erwähnen. Die Farbzahl ist leider beschränkt, genauso wie der mögliche Wechsel der Palette. Nur ein einziges Mal erlaubt das Programm, die Farben zu ändern, was bedingt durch die Art, wie KidHTML arbeitet, auch nicht verwunderlich ist. Trotzdem wäre es nicht verkehrt, wenn man zumindest die Textcolorierung ändern könnte. Wem der gegebene Funktiosumfang nicht reicht, für den steht auch noch ein kleiner ARexx-Port bereit - leider gibt es aber nur wenige vorgegebene Scripte. 4. Die Qualität des HTML-Codes Der im Hintergrund generierte Quelltext weiss solange zu überzeugen, wie man strikt die richtigen Knöpfe in der richtigen Reihenfolge betätigt. Da dies allerdings gar nicht so leicht ist, werden schnell auch doppelte oder unnötige Befehle in das zu bearbeitende Dokument geschrieben. Nur der absoluten Toleranz von HTML ist es zu verdanken, dass sich solche "Fehler" oft nicht auf der im Browser angezeigten Seite bemerkbar machen. Auch der Einbau von Scripten hat so seine Tücken. Da KidHTML beispielsweise gar keinen Dokumentenkopf anlegt, wie er normalerweise zu einer HTML-Seite gehört, wird der Code von Java-Scripts einfach komplett in den Dokumenten-Körper geschrieben - nicht gerade die feine Art, auch wenn der Test mit AWeb zeigt, dass der Interpreter auch dies verkraftet. Trotz der Toleranz seitens HTML sollte jedoch noch gehörig an der Umwandlung durch KidHTML gearbeitet werden, damit die Seiten auch von allen Browsern fehlerfrei und in gleicher Form dargestellt werden. 5. Die Zukunft Was an dem Programm selbst auszusetzen ist, macht der Autor wieder wett, zumal er jede an ihn gerichtete Frage sofort und mit Freuden beantwortet. Auf diese Weise war auch zu erfahren, dass eine neue Version von KidHTML in Arbeit ist, die vollkommen überarbeitet wurde und neben neuen Funktionen auch eine neue GUI bieten soll. Mit einem guten Layout und erweitertem Funktionsumfang könnte aus KidHTML sehr wohl ein gutes und brauchbares Programm werden, das auch für HTML-Unkundige einen Weg zur eigenen Homepage darstellt. Bis sich jeder selbst überzeugen kann, inwieweit KidHTML einen Schritt nach vorne macht, werden allerdings noch einige Tage ins Land ziehen, zumal Marcio Esper den Erscheingungstermin für möglicherweise Ende Oktober angibt. Man darf gespannt sein. 6. Fazit Für wen ist KidHTML nun interessant? Jeder, der sich ein wenig mit HTML-Befehlen und dem Aufbau einer Internet-Seite auskennt, dürfte kaum Interesse an dem Programm haben - diesen Leuten würde ich eher HTMLEdit empfehlen, welches ebenfalls im Aminet zu finden ist. Um der eigentlichen Zielgruppe gerecht zu werden, den HTML-Unkundigen, ist die Bedienung des Programms meiner Meinung nach noch zu kompliziert. Gäbe es statt Knöpfen wie "UI" und "UE" einen einzigen Knopf mit der Aufschrift "underline start/end", wäre diesen Leuten wohl mehr geholfen. Hilfreich ist das Programm vor allem für denjenigen, der hauptsächlich Text auf seiner Seite unterbringen will, eventuell garniert mit dem ein oder anderen Bild. Um das zu erreichen kann man nämlich den Text im Ascii-Format vortippen und dann innerhalb weniger Mausklicks zu einer fertigen HTML-Seite zusammenfügen. Mit dem richtigen Hintergrundund und eventuell noch einer kleinen JavaScript-Spielerei kann das schon richtig professionell aussehen. Allgemein gilt natürlich dasselbe, wie bei allen Shareware-Programmen: Ausprobieren kostet nichts. Die Demoversion, die im Aminet zu finden ist, oder am besten gleich unter http://www.allnet.com.br/iceman, erlaubt uneingeschränktes Arbeiten, kann allerdings nur etwa 20 mal gestartet werden. Die Registrierung kostet 10$ und beinhaltet ein kostenloses Update auf die nächste erscheinende Version. Also, runterladen und selbst testen! Andreas Koch <andreas.koch@rz-online.de>� |